Arbeiten mit dem Kollegen Mensch
Gwendolyn plaudert aus dem Nähkästchen
Im Moment laufen mir immer wieder Artikel über den Weg, die sich mit dem Thema »Hund im Büro JA oder NEIN« beschäftigen. Ich bin überrascht, dass dieses Thema bei Menschen so heftige gegensätzliche Reaktionen auslöst. Die einen verweisen auf die gute Atmosphäre, die wir von Natur aus schaffen, die anderen sagen, wir stinken.
Warum stellt sich das Thema »Kollege Hund« überhaupt?
Das Thema stellt sich, weil wir Hunde Rudeltiere sind und IMMER mit unseren Menschen zusammen sein wollen. Das Alleinsein vertragen wir gar nicht gut. … aber Menschen müssen nun mal arbeiten. Und oft tun sie das in Büros.
Ich habe den Spieß mal umgedreht und meine Gedanken zu diesem Thema sortiert. Ist ein Bürodasein für uns Hunde in Ordnung? Und wenn, in welchem Rahmen? Was geht – was geht gar nicht?
Vorneweg: Ich bin kein klassischer Bürohund
Und auch sehr froh darüber. Denn grundsätzlich finde ich, dass Hunde nicht Vollzeit in Büros gehören. Mein Herrchen zum Beispiel ist bei einem Automobilhersteller angestellt und hat sehr viele Termine am Tag: an unterschiedlichen Orten, mit unterschiedlichen Menschen. Das wär mir zu hektisch. Ich bevorzuge immer gleiche Tagesabläufe. Neues ist mir ein Gräuel.
Ich arbeite, wie ihr wisst, mit Sandra zusammen, einem Kreativling. Sie kann überall arbeiten – auch zu Hause – und ist sehr flexibel in der Zeitgestaltung. Aber auch ich kenne und mag Meetings – und vor allem liebe ich Foto-Shootings!
Büro JA, wenn …
Da mein Frauchen selbstständig ist, darf sie bestimmen, dass Hund im Büro erlaubt ist.
Für mich ist es auch in Ordnung, dort Teilzeit zu sein. … wenn das Wetter schlecht ist und ein Spaziergang eh nicht in Frage kommt. Oder, wenn ich vom Spielen müde bin und einen Büroschlaf brauche. Lässig wird es, wenn gute Freunde zu Besuch kommen und wir zusammen spielen. Das sind die schon erwähnten »Meetings«, wie man im Business-Slang so schön sagt.
Wenn freundliche – mir unbekannte Menschen – kommen, die Leckerlis mitbringen und im Hundedialekt mit mir reden (»feines Hundeli« und so) ist auch das lustig und ich quittiere es mit Schwanzwedeln und freundlichem Entgegenkommen. … was dann zu der vielgelobten guten Atmosphäre führt, die unsere Spezies so verbreitet.
In beruflichen Situationen bin ich im Allgemeinen sehr aufgeräumt. Ich weiß, wann es draufankommt und besinne mich in solchen Momenten auf meine gute Ausbildung.
Und doch gibt es Grenzen
Ich werdet es kaum glauben, aber neulich habe ich folgende Situation erlebt:
Arbeitsmeeting in einem netten Café, Sandra und ihr »Termin« im Gespräch, ich im Halbschlaf. Plötzlich kommt eine fremde Frau – von draußen – auf mich zugestürmt und hängt sich an meinen Hals. Leute, das ist nicht die feine Art. Was hab ich mich erschreckt. Diese Frau erzählte meinen Menschen, in deren Gespräch sie unter anderem geplatzt ist, dass sie sich drei Hunde am Tag sucht und streichelt. Das würde ihr sehr gut tun. Auha – mehr sag ich dazu nicht.
Außerdem gibt es zeitliche Grenzen, die meine Menschen aber immer einhalten. Ich habe da Glück. Es macht denn auch schlechte Laune, zu lange auf Spiel- und Spaßeinheiten warten zu müssen.
Büro NEIN, wenn …
Kritisch wird es, wenn Menschen zu Meetings kommen, die Hunde nicht mögen. Ich merke so etwas sofort und kann mir oft eine Retourkutsche nicht verkneifen. Ich zeige ihnen recht deutlich, dass es mir mit ihnen nicht anders geht. Leider führt das zu gewissen Spannungen …
Kennt ihr diesen Spruch: Jemanden ans Bein pinkeln? Ratet mal, wo der herkommt. Ich bin eine Lady, ich tue so etwas nicht – aber ich lasse mir auch nicht die Butter vom Brot nehmen. Wenn ich Besuch loswerden will, ziehe ich alle Register:
Zum Beispiel, indem ich während der Besprechung leise jammere. Meint: »… wann verschwindet denn dieser Mensch endlich wieder?« Unterstützend steh ich immer wieder von meinem Platz auf und gehe zur Außentür – als Rausschmeißer sozusagen. Wenn jemand uns Hunde nicht mag, dann traut er uns diese Intelligenz nicht zu und wir dürfen recht deutlich werden, ohne aufzufallen.
Unser Agreement
… ich könnte diese Störer-Liste locker durch weitere Punkte ergänzen. Aber darum geht es ja gar nicht. Ihr merkt, es gibt Situationen, in denen ein Hund im Arbeitsumfeld aneckt. Wir haben intern einen Deal: Sollte einer von uns das Gefühl haben, dass ich in einem Termin (denn nur darum geht es bei uns) nicht willkommen bin, dann bleibe ich zuhause. Maximal 2,5 Stunden. Eher 2. In dieser Zeit halte ich ein Schläfchen, schreibe meine Blogartikel oder telefoniere mit Freunden. Sandra erledigt ihre Arbeit dann ungestört und konzentriert. Ohne mich. Sollte – was selten vorkommt – ein Termin mal länger dauern, darf ich mich ins Hundehotel einquartieren, wo ich den ganzen Tag herumtolle und umsorgt werde.
… und wenn wir uns nach einer – sei es noch so kurzen Trennung – wiederhaben, ist die Welt wieder in Ordnung.