Selfies – Sinn und Unsinn
Natürlich nimmt sich keiner wichtig. Das gehört sich ja nicht, oder…? Aber ein bisschen Ego darf dann doch sein.
Ist ja auch nichts schlimmes, wenn wir uns selbst auf Fotos gefallen. Je nach Einsatz sollen diese anders wirken: In Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn will man zwar seriös, aber doch keinesfalls langweilig aussehen. Auf Facebook darf es dann schon ein wenig hipper sein, bloß nicht zu brav. Für die Oma wird aus dem Selfie bei Bedarf eine nette Postkarte gemacht. Schnell ist klar: Ein Bild allein kann das alles nicht leisten.
Me, myself and I
Sieht so aus, als müssten wir unsere diversen Persönlichkeitsaspekte in unterschiedlichen Aufnahmen ausleben. Puuh, hört sich aufwendig an. Zum Glück gibt es das Smartphone. Die Kameratechnik ist klasse und vom Selfie erwartet keiner Professionalität. Praktisch. Damit kann man vieles abdecken.
Kalter Kaffee
Wer hat es erfunden? Unsere Generation war es nicht. Wikipedia sagt, dass es das Selbstporträt schon in der Antike gegeben haben soll. Und weiter: »Seit der Renaissancezeit hat sich der selbstbewusste Künstler, der nun nicht mehr bloßer Handwerker war, sondern sich den Philosophen, Literaten und Wissenschaftlern der Zeit gleichwertig erachtete, im Selbstporträt ein Denkmal gesetzt.«
Okay, das ist nun aufgehängt. Aber ein bisschen was davon ist auf unsere Erwartungshaltung zum Selfie übertragbar. Wir formen uns ein Image. Unsere Fotos inszenieren wir so, wie wir gerne gesehen werden wollen. Vielleicht sogar, wie wir gerne SEIN würden. Das mit dem Sein ist schwierig, aber zumindest über das Foto haben wir in dem Moment des Knipsens (obwohl da lange nichts mehr »knipst«) die komplette Macht. Unsere Inszenierung ist frei gestaltbar, erleichtert durch tolle Filter, mit denen man das Instant-Bild fix aufpeppen kann.
Me and the Eiffel Tower
In unserer Welt der ständigen Erreichbarkeit zeigen wir auch gern, wo wir gerade sind und gleichzeitig, wie viel Spaß wir haben. Nicht wenige nutzen das Medium zum Cross-medialen »Show off«. Ist halt einfach, so ein Selfie. Klar, dass es immer ums positive Image geht und anderes unsichtbar bleibt.
Nervt es?
Wo bringt es Mehrwert und wo ist es einfach nur überflüssig? Das darf jeder für sich beantworten. Ich find’s – in Maßen – witzig und freue mich, bei Facebook meine Freunde und Bekannten zu sehen. Mein Talent für Selfies ist allerdings eingeschränkt. Da ich mich beruflich so viel mit Bildsprache auseinandersetze, fehlt mir die Leichtigkeit und ich weigere mich, so relativ ungefiltert Fotos »rauszuhauen«. Ab und an nötige ich unsere Gwendy, das Whippetmädchen im WELLERSHAUS, zu einem gemeinsamen Selfie. Meist weigert auch sie sich. Das Bild oben ist übriges eines meiner wenigen Selfies, eingefügt in die WELLERSHAUS-Blog-Bildsprache.